ehemaligen Geschäftsführer Joachim Müller, © Bayerisches Pilgerbüro

Nachruf ehemaligen Geschäftsführer Joachim Müller

 

„Eine feine Seele“ – Das Bayerische Pilgerbüro trauert um seinen ehemaligen Geschäftsführer Joachim Müller.

 

Mit tiefer Trauer haben der Präsident des Bayerischen Pilgerbüros, Weihbischof Wolfgang Bischof, das gesamte Präsidium, die Geschäftsführung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Pilgerbüros (bp) auf die Nachricht des Todes ihres ehemaligen Geschäftsführers Joachim Müller am 5. Juli reagiert. Der Diplomvolkswirt hatte vom 1. Januar 1990 bis 31. Dezember 2004 die Geschäftsführung beim traditionsreichen Münchner Pilgerreisen-Spezialisten in der Dachauer Straße inne. Herr Direktor Müller wurde 80 Jahre alt.


Joachim Müller war der zweite Direktor des Bayerischen Pilgerbüros, seitdem das Unternehmen die Funktion des Geschäftsführers 1968 eingeführt hatte, und folgte damit unmittelbar auf Herrn Direktor Georg Black. Direktor Müllers Tätigkeit fiel in der Amtszeit von Weihbischof Schwarzenböck und Weihbischof Siebler.

Direktor Joachim Müller trat eine große Nachfolge an und traf für das Bayerische Pilgerbüro wichtige strategische Entscheidungen in wirtschaftlicher, personeller und räumlicher Hinsicht. Seine Amtszeit bleibt im Unternehmen eindrücklich in Erinnerung, als auf der soliden Grundlage von Herrn Direktor Blacks Tätigkeit weitere wesentliche Schritte in der Unternehmensentwicklung geschahen. Für das, wofür das Bayerische Pilgerbüro heute steht – auf der Zielgeraden seines 100-jährigen Bestehens 2025 –, wurden damals die Grundlagen gelegt.

Dazu zählt der abgeschlossene Erwerb aller Lizenzen für Flug, Bahn und Touristik, so dass seit 1992 das Bayerische Pilgerbüro nun auch nach außen durch die Eröffnung eines Ladengeschäfts in der Dachauer Straße als Vollreisebüro präsent ist.

Beim Ausbau des Reiseangebots verband Direktor Müller den unternehmerischen Wallfahrtsauftrag mit seinen Steckenpferden: Kreuzfahrten und Bahnreisen. Er baute das Kreuzfahrtensegment, das Direktor Black eingeführt hatte, weiter zum Vollcharter aus. Ob nach Spitzbergen oder rund um die Britischen Inseln, ob auf Südkurs entlang der westeuropäischen Atlantikküste oder auf den Spuren der Apostel Paulus und Johannes in der Ägäis oder Adria: Die Kundinnen und Kunden durften sich seit 1988 auf vielfältige Pilger-, Studien- und Wanderkreuzfahrtreisen mit der besonderen bp-Note freuen.

Besonders wichtig war dem ehemaligen Generalvertreter der Deutschen Bahn auch die Wallfahrtsförderung durch Bahnreisen. Mit dem Erwerb von Eisenbahnwaggons 2002 konnte das Bayerische Pilgerbüro sowohl Bahnpilgerfahrten in Eigenregie nach Rom oder Lourdes unternehmen als auch die Waggons an Dritte verchartern.

In Herrn Müllers Zeit kamen ferner die Flugreisen nach Lourdes zur größten Blüte. Dabei galt seine Aufmerksamkeit insbesondere Österreich. Durch die Einrichtung von Lourdes-Direktflügen aus Graz, Wien und Innsbruck bleibt er den Mitarbeitern als „bester Vertreter des bp in Österreich“ in Erinnerung, so Jürgen Neubarth, ein Urgestein des Unternehmens und Reisefachmann für den Nahen Osten. Auch das Flugreiseangebot nach Rom und Fátima wurde kontinuierlich ausgebaut.

Mit der Erweiterung des Programms um Wanderreisen auf dem Jakobsweg 1994 erwarb sich das Unternehmen allmählich eine weitere, es bis heute kennzeichnende Kernkompetenz.

Mit dem Ausbau und der Auffächerung des Reiseangebots ging in personeller Hinsicht eine Zunahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 14 auf zeitweise 45 Angestellte einher. „Eine feine Seele“ sei Direktor Müller gewesen, so Effimianos Kyriakidis, der zu den damals neu eingestellten Mitarbeitern gehörte und sich um Post und Logistik kümmert. Auch den beruflichen Nachwuchs hatte man im Auge, indem das bp die Ausbildung von Reiseverkehrskaufleuten intensivierte.

Die großen Umbrüche der Wendezeit – Mauerfall und Wiedervereinigung – sowie die politischen Krisen im Rahmen einer sich neu abzeichnenden Weltordnung gingen auch am Bayerischen Pilgerbüro nicht vorbei. Die damalig eingeführten Neuerungen und Entwicklungen sind auch der Aufbruchsstimmung geschuldet, die gerade in der Touristik herrschte, als Europas Grenzen im Osten wortwörtlich fielen.

Schon bald nach der Wende ging der Blick nach Osten: in die Bistümer Dresden-Meißen sowie Erfurt. Hier trug das bp auf Initiative von Direktor Müller dazu bei, die Pilgerstellen einzurichten; dies auch ganz konkret etwa mit Mobiliar aus dem Um- und Ausbau in der Dachauer Straße. Damit erhielt auch die christlich-katholische Diaspora Gelegenheit, das Pilgerreisen-Angebot des bp wahrzunehmen, um an prägenden Pilgerstätten mit Gleichgesinnten in der Gemeinschaft Glauben zu erleben.

Die damalige Zeit war nicht nur vom Aufbruch, sondern auch von Krisen geprägt, die es zu überwinden galt. Ereignisse wie die Zweite Intifada im Heiligen Land, die Terroranschläge von 9/11, die Insolvenz der Fluggesellschaft AeroLLoyd oder der Libanonkrieg hatten unmittelbare Auswirkungen auf das Unternehmen, die Direktor Müller mit großem Engagement, Vertrauen und sehr guter Zusammenarbeit mit der Belegschaft anging. „Er hat das Bayerische Pilgerbüro optimal über die Jahrtausendwende gebracht“, erinnert sich Jürgen Neubarth.

Gute Kooperationen und Zusammenarbeit auf institutioneller Ebene waren für Direktor Müller ein ebenso wichtiges Anliegen wie die touristischen Themen. Er engagierte sich stark in der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Pilgerstellen AGDP, bemühte sich um die Anerkennung dieser durch die Deutsche Bischofskonferenz und stand in einem sehr guten, von gegenseitiger Unterstützung geprägten Austausch mit den einzelnen Pilgerstellen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Pilgerbüros behalten Joachim Müller als liebevollen Menschen in Erinnerung, der auch in turbulenten Zeiten fest an der Seite der Belegschaft stand. Mit „seinem trockenem, verschmitztem Humor“ sagt Jürgen Neubarth, „hat er auch schwierige Situationen entschärft“.

Direktor Müller hat für das Bayerische Pilgerbüro menschlich und unternehmerisch etwas Bleibendes und ganz Wertvolles hinterlassen, wofür die Belegschaft tiefe Dankbarkeit hegt.

Präsident, Präsidium, Geschäftsführung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Pilgerbüros sprechen der Familie und den Angehörigen von Joachim Müller ihr tief empfundenes Beileid aus.

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