Projektmanagerin Petra Ganz und Geschäftsleitung Dr. Irmgard Jehle im Interview, © Bayerisches Pilgerbüro

Interview zur Lage im Heiligen Land

Interview mit der Geschäftsführerin des Bayerischen Pilgerbüros Frau Dr. Irmgard Jehle (rechts im Bild) und der Produktmanagerin für das Heilige Land Frau Petra Ganz (links im Bild).

 

„Wir hoffen und gehen aktuell davon aus, dass wir Katalogreisen für Zubucher in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder anbieten können.“

 

1. Die Lage im Heiligen Land verleitet zu einem vorsichtigen Optimismus. Was hören Sie von den israelischen wie palästinensischen Partnern?


Irmgard Jehle: Unsere Partner vor Ort sagen uns, dass Pilgerreisen ins Heilige Land an sich wieder möglich sind, an den Pilgerstätten bestünde keine Gefahr. Allein aus Solidaritätsgründen sollten wir die Reisen wieder aufnehmen. Da aber seitens der Bundesregierung nach wie vor eine Reisewarnung für das ganze Land besteht, können wir, solange diese nicht aufgehoben wird, keine Reisen anbieten. Das hat vor allem versicherungsrechtliche Gründe. Die Sicherheit unserer Reiseteilnehmer hat oberste Priorität.

 

2. Wie geht es den Partnern selbst?


Petra Ganz: Den Partnern geht es nicht gut. Dabei geht es den palästinensischen Partnern, meist Christen, schlechter als den israelischen. Gerade die Tourismus-Branche hat kaum Zeit gehabt, sich von der Corona-Pandemie zu erholen, einer Phase, in der auch teilweise Renovierungen und Investitionen getätigt worden sind. Ganze Familien leben vom Tourismus, es ist eine humanitäre Katastrophe. Dazu kommt, dass Tourismusunternehmen in Palästina – anders als in Israel – keine finanzielle Unterstützung von der Autonomiebehörde erhalten.

 

3. Wie sieht die Perspektive aus? Kann man einen Zeitraum angeben, ab wann das Bayerische Pilgerbüro wieder ins Heilige Land reisen wird?


Irmgard Jehle: Die zwei Wochen Waffenstillstand ließen hoffen. Die jüngsten Vorschläge des amerikanischen Präsidenten haben eine absolute Unruhe in die Region gebracht und die Frage ist, ob es zu neuen Verhandlungen kommen wird. Wir hoffen und gehen aktuell davon aus, dass wir Katalogreisen für Zubucher in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder anbieten können. Wir haben in diesen zwei Jahren das Heilige Land nie aus dem Reiseangebot herausgenommen; alle Leistungen sind eingekauft, wir sind startbereit. Die Nachfrage nach Reisen ins Heilige Land ist schon recht groß, es besteht seit der Corona-Pandemie und dem Gazakrieg ein Nachfragestau besonders seitens von Pfarreigruppen und Pfarrverbänden. Gruppen, die für 2026 eine Reise planen, sollten daher auf jeden Fall zeitig anfragen.

 

4. Kann man die Reiseabläufe so beibehalten, wie sie vor dem 7. Oktober 2023 angeboten wurden oder muss man mit einer verschärften Sicherheitslage rechnen, so dass die Reiseabläufe angepasst werden müssen?


Petra Ganz: Alle christlichen Pilgerstätten sind zugänglich, dort ist alles ruhig. Einzig und allein werden wir keine Reiseroute mehr in die Westbank anbieten, dies betrifft aber ganz wenige Reisen. Nach Galiläa, Nazareth und Jerusalem etwa kann man ohne Probleme hinreisen, an unseren klassischen Reiserouten hat sich nichts geändert.

 

5. Sie bieten auch Reisen nach Jordanien an. Man hat den Eindruck, dass Jordanien quasi stillschweigend zusammen mit Israel aus der Karte der bereisbaren Länder verschwunden ist.


Irmgard Jehle: Jordanien als Reiseland steht sozusagen im Schatten von Israel. Hier ist die touristische Wahrnehmung von außen leider zu oberflächlich. Jordanien kann man guten Gewissens bereisen, die Sicherheit für Touristen ist gewährleistet. Natürlich schaden Präsident Trumps Vorschläge speziell Jordanien, zumal das Land immer schon Flüchtlinge aufgenommen hat. Die aktuelle Diskussion zieht Jordanien weiter in einen negativen Sog hinein. Dabei wäre es gerade jetzt besonders attraktiv, nach Jordanien zu reisen, ohne Touristenmassen in Petra.

 

6. Was hat sich denn seit Ausbruch des Krieges für Touristen sonst noch geändert?


Petra Ganz: Seit 01.08.2024 benötigen Reisende aus Deutschland nach Israel vor der Abreise eine ETA-IL-Genehmigung. So wird die Einreise in Israel vereinfacht. Der Reisepass wird am Flughafen in Tel Aviv an einem Automaten eingelesen, die langwierige Passkontrolle und auch die Beantwortung eventueller Fragen entfallen. Die Online-Registrierung ist leicht zu machen und kostet ca. 7 Euro.